Bakunin

Bakunin
Bakụnin,
 
Michail Aleksandrowitsch, russischer Revolutionär und Theoretiker des Anarchismus, * Prjamuchino (Gebiet Twer) 30. 5. 1814, ✝ Bern 1. 7. 1876; aus altadliger Familie, war anfangs Offizier, widmete sich dann im Kreis der Moskauer »Westler« philosophischen Studien (J. G. Fichte, G. W. F. Hegel). Seit 1840 lebte er in Berlin, Dresden, in der Schweiz, in Brüssel und Paris; 1844 trat er in Paris mit P.-J. Proudhon und K. Marx in Verbindung. 1848 nahm er am Slawenkongress in Prag teil.
 
Wegen Mitwirkung am Dresdner Aufstand vom Mai 1849 wurde er von Gerichten in Sachsen und Olmütz zum Tod verurteilt und 1851 an Russland ausgeliefert. In der Peter-und-Pauls-Festung schrieb er auf Aufforderung des Zaren in seiner viel umstrittenen »Beichte« seine Ansichten über die Revolution nieder. 1857 wurde er nach Sibirien verbannt, von wo er 1861 über Japan und die USA nach London floh. Hier arbeitete er 1862-63 mit A. I. Herzen zusammen und beteiligte sich an den Vorbereitungen zum polnischen Aufstand von 1863. Während eines Aufenthaltes in Italien (1864-67) bildeten sich seine anarchistischen Grundauffassungen heraus. 1868 trat er der Ersten Internationale bei, wurde aber wegen seiner verstärkten Hinwendung zum Anarchismus und nach dem Bruch mit Marx 1872 ausgeschlossen. Zeitweise stand er in Verbindung mit dem Verfechter des Terrorismus, S. G. Netschajew. - Als Gegenspieler von Marx forderte Bakunin die Liquidation jeglicher Obrigkeit, des Staates und sämtlicher politischer, sozialer und religiöser Institutionen durch eine allgemeine Rebellion von unten sowie die Schaffung einer Föderation unabhängiger bäuerlicher und industrieller Zusammenschlüsse. Kennzeichnend ist ein radikaler Freiheitsanspruch, der Bakunin auch zum scharfen Kritiker des Theismus werden ließ. (Anarchismus)
 
Werke: Dieu et l'état (1870, deutsch Gott und der Staat); L'empire knouto-germanique et la révolution sociale (1871); Gosudarstvennost' i anarhija (1873).
 
Ausgaben: Œuvres, 6 Bände (1895-1913); Sobranie sočinenij i pisem, herausgegeben von J. Steklov, 4 Bände (1934-36); Archives Bakounine, herausgegeben von A. Lehning u. a., auf 15 Bände geplant (1961 folgende); M. Bakunins Beichte aus der Peter-Pauls-Festung an Zar Nikolaus I. (1973) - Deutsche Ausgabe: Gesammelte Werke, 3 Bände (1921-24, Nachdruck 1975 und 1978); Philosophie der Tat, herausgegeben von R. Beer (21969); Staatlichkeit und Anarchie, herausgegeben von H. Stuke (1972).
 
 
M. Nettlau: The life of M. B., 3 Bde. (London 1896-1900);
 R. Huch: M. B. u. die Anarchie (1923, Nachdr. 1972);
 P. Scheibert: Von B. zu Lenin (Leiden 1956, Nachdr. 1970);
 A. Lehning: Bakounine et les autres. Esquisses et portraits contemporains d'un révolutionaire (Paris 1976);
 S. T. Cochrane: The collaboration of Nečaev, Ogarev and B. in 1869 (Gießen 1977);
 A. P. Mendel: M. B. Roots of apocalypse (New York 1981);
 R. B. Saltman: The social and political thought of M. B. (Westport, Conn., 1983);
 W. Eckhardt: M. A. B. (1814-1876). Bibliogr. der Primär- u. Sekundär-Lit. in dt. Sprache (1994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Anarchismus: Anarchistische Bewegungen im 19. Jahrhundert
 

Universal-Lexikon. 2012.

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